«Du musst deine eigene Lampe anzünden. Niemand wird dir Erlösung geben. Ich spreche von Erleuchtung. Alle Individuen haben die Verantwortung, sich selbst zu erleuchten. Glaube nicht, dass du es nicht tun kannst. Du hast diesen Funken. Du bist komplett ausgestattet. Du musst nur dich selbst disziplinieren. Disziplin ist kein Gefängnis. Es bedeutet einfach Übung.» Swami Rama
Über Yoga
Das Wort Yoga stammt aus dem Sanskrit. Die Wurzel des Wortes ist „yuj“ und das bedeutet verbinden, vereinen, befestigen. Das englische Wort „yoke“ ist damit verwandt. Der Begriff Yoga definiert somit das Endergebnis aller Praktiken, die von einem spirituell engagierten Aspiranten durchgeführt wurden bis hin zur vollständigen Einheit mit dem universellen Geist. Solch eine Vereinigung kann von verschiedenen Menschen unterschiedlich definiert werden, je nach Herkunft, Lebensphilosophie und Weltverständnis.
Der Begriff Yoga als solcher definiert eher das Ziel als die Methode. Dies erklärt auch, warum so viele verschiedene Ansätze zu Yoga den Begriff in ihrer Methode tragen: Jnana-Yoga, Bhakti-Yoga, Karma-Yoga, Raja-Yoga, Laya-Yoga, Kundalini-Yoga, Hatha-Yoga, Tantra-Yoga etc. Das Buch „Choosing a Path“ [1] (Einen Weg auswählen) gibt einen Überblick über die verschiedenen Wege, die zu Yoga führen.
Während das Ziel in den Yoga Sutras von Patanjali – dem grundlegenden Yoga-Text, geschrieben vor mehr als 2’000 Jahren – eindeutig beschrieben ist, berücksichtigt der Begriff in seiner heutigen Verwendung dies nur selten. Die Vertrautheit mit den acht Stufen oder Säulen des Yoga, so wie in den oben genannten Yoga Sutras beschrieben, ist notwendig, um das Yoga-System richtig zu verstehen.
Die meisten Yoga-Kurse tendieren dazu, sich auf die physischen Aspekte des Yoga zu konzentrieren, die nur einen Teil des Yoga-Systems ausmachen, so wie es von Patanjali in den Yoga Sutras systematisiert wurde. Dadurch wurde Yoga zunehmend als eine Form von Übungen angesehen, um die Fitness zu verbessern oder das Gewicht zu reduzieren. Einige andere oft erwähnte Vorteile schliessen Entspannung, verbessertes Atmen und verminderten Stress ein. Weitere Vorteile der Yoga-Anwendung sind im Folgenden aufgeführt.
Yoga, im korrekten Sinne des Wortes als vollständige Einheit mit dem Universum, kann jedoch nicht durch eine beliebige Anzahl von Asanas oder von Atemübungen oder von beidem erreicht werden, unabhängig davon, wie sehr diese unseren Körper von den unzähligen Spannungen und energetischen Blockaden befreien. Zu jeder dieser Spannungen existieren auch subtilere Spannungen im Unbewussten Geist, die diese relativ oberflächlichen Spannungen im physischen Körper verursacht haben, und diese müssen mit Methoden angesprochen werden, die auf dieser Ebene funktionieren. Innerer Dialog, Zurückziehen der Sinne, Konzentration und Yoga-Nidra-Praktiken werden angewandt, um die Ruhe und die Klarheit des Geistes zu vertiefen.
Schliesslich kann jedoch nur regelmässige Meditationspraxis die Spannungen auf allen Ebenen vollständig lösen (körperlich, emotional, mental und spirituell). Alles andere bereits Erwähnte stellt nur Vorbereitung dar und die Wirkung der oben genannten Methoden ist nur vorübergehend. Nur eine richtige und regelmässige Meditation kann in unserem Leben dauerhafte positive Veränderungen bewirken. Die Bedeutung der richtigen und regelmässigen Meditation nach einem systematischen Ansatz, als ein Mittel, um den Fortschritt zu integrieren, der durch alle anderen vorbereitenden Methoden erreicht wurde, kann nicht deutlich genug betont werden. Nur wenn alle diese Spannungen entfernt werden, die den individuellen Geist vom universellen trennen, können wir wirklich das wahre Ziel der Praxis betrachten.
Unser Ansatz
Einen Überblick über das System der Himalaya-Yoga-Tradition finden Sie unter „Himalaya-Yoga-Tradition“.
Yoga-Kurse in unserer Tradition fokussieren sich in erster Linie auf die Entwicklung von Bewusstsein (im Gegensatz zur körperlichen Leistungsfähigkeit). Ein typischer Yoga-Kurs integriert Elemente aus allen Stufen der Yoga-Praxis (Asanas, Atemübungen, Entspannung und Meditation), mit dem Ziel, eine positive Veränderung auf allen Ebenen der Persönlichkeit zu bewirken: der körperlichen, der energetischen (pranischen), der mentalen und der spirituellen Ebene.
Asanas werden meditativ durchgeführt, mit voller Aufmerksamkeit auf alle Ebenen (körperlich, energetisch, mental). Atemübungen dienen dazu, die entspannende Wirkung der Asanas zu vertiefen. Systematische Entspannung dient dazu, die Wirkung der vorherigen Schritte zu integrieren. Meditation wird dann verwendet, um diese Integration zu vertiefen, den Geist zu entspannen und ihn wieder auf seine wahre Quelle zu fokussieren.
Vorteile und Nutzen
Yoga ist ein ganzheitlicher Prozess, der auf allen Ebenen der Persönlichkeit einer Person wirkt. Die Nutzen sind enorm, die man aus der regelmässigen Praxis ziehen kann, aber Veränderungen in einer Person gehen langsam vor sich (daher sollte man keine sofortigen Ergebnisse erwarten).
Eine der ersten Auswirkungen der Praxis ist häufig eine Stressverminderung. Dies ist sehr vorteilhaft für die meisten Menschen, denn Stress macht einen erheblichen Teil des modernen Lebens aus. Der Schüler lernt sich zu entspannen und bald durchdringt diese Entspannungen sein Leben, und das können auch andere um ihn herum spüren. Mit der Zeit wird der Geist des Schülers geordneter und fokussierter. Dann wird er auch in die Lage versetzt, Entscheidungen in seinem Leben zu treffen und bewusst zu wählen, anstatt nur unbewusst auf Situationen zu reagieren. Dies wiederum kann zu mehr Entspannung und auch zu einem erfüllteren Leben führen. Wenn der Schüler bestimmte grundlegende Praktiken meistert, dann kann ihn ein Lehrer in fortgeschrittene Praktiken einführen.
Genau wie die Schaffung eines wunderschönen Gartens, ist auch Yoga eine langfristige Bestrebung. Konsequente Praxis, mit Hingabe und Energie, bewässert und nährt diesen Garten, so dass die schönen Blumen zu blühen beginnen, und der Garten zu einem Ort der Zuflucht und Ruhe wird, für sich und andere. In diesem Prozess liegt der Aufwand beim Praktizierenden, während der Lehrer nur anleiten und unterstützen kann. Regelmässigkeit, Pünktlichkeit und eine systematische Art und Weise der Praxis sind von höchster Bedeutung.
Einige der vielen Vorteile, die Yoga anbietet:
- Löst tiefe körperliche Spannungen
- Ein stärkerer, gesünderer und flexiblerer Körper
- Stärkt die wichtigsten Gelenke
- Stimuliert alle wichtigen Drüsen
- Gerade und gestärkte Wirbelsäule ohne Spannungen
- Vollständige und tiefe Zwerchfellatmung – bessere Sauerstoffversorgung des Gehirns und des ganzen Körpers
- Positive Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-, Verdauungs- und Ausscheidungssystem
- Entspannt das Nervensystems und baut Stress ab
- Schafft und pflegt positive Energie und gute Stimmung
- Gesunder, klarer und fokussierter Geist
- Verbessert Konzentration und Geduld im täglichen Leben
- Ein Gefühl von Fülle, Stabilität und Glück im Leben
- Inneres Gleichgewicht
Zunehmend werden auch die therapeutischen Nutzen von Yoga anerkannt, sowohl für die körperliche als auch für die geistige Ebene. Wenn richtig ausgeführt, bringt Yoga das Nerven- und das Hormonsystem wieder ins Gleichgewicht, was wiederum alle anderen Systeme und Organe im Körper beeinflusst. Durch die Yoga-Praxis entwickeln wir die Koordination zwischen unseren emotionalen, mentalen und physischen Ebenen, stellen die richtige Kontrolle des Nerven- und Hormonsystems wieder her und verbessern letztendlich die Körper-Physiologie. Eine integrierte Yoga-Praxis vermeidet auch den Alterungsvorgang, indem sie den Körper rein, flexibel und in gutem Zustand hält. Die „Gelenke und Drüsen“-Übungen, die in der Himalaya-Tradition gelehrt werden, sind ideal dafür, können in jedem Alter praktiziert werden und lassen sich an verschiedene physische Einschränkungen anpassen.
Die Yoga-Praxis unterstützt oft Therapien und erwies sich als sehr nützlich bei einer Vielzahl von physischen (z.B. Bluthochdruck, Asthma, Kurzatmigkeit, Schmerztherapie, Rückenschmerzen, Arthritis) und psychologischen Zuständen (z.B. Stress, Angst, Depression). Diese Aufzählung ist nicht abschliessend.
Zweifellos wirkt sich Yoga positiv auf viele Bereiche des Lebens aus. Diese Vorteile sind natürliche Nebenprodukte des tiefen Zugangs zum Leben und seinen Problemen, den Yoga bietet. Obwohl diese Vorteile real sind, sind sie jedoch nur der Anfang, und Yoga-Praktizierende sollten sich nicht die anderen mächtigeren und langfristigen Vorteile von Yoga entgehen lassen.
Für einen entschiedenen Praktizierenden sind die oben genannten Vorteile nicht das Ziel. Die Weisen vom Himalaya haben immer gesagt, Yoga ist Samadhi, der höchste Bewusstseinszustand. Mit anderen Worten: der Nutzen von Yoga ist Yoga.
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Häufig gestellte Fragen
Verwenden Sie Musik für Übungen oder Entspannung?
Wir verwenden keine Musik während des Unterrichts. Durch unsere Methode lernt man, sich nach innen zu konzentrieren und das Verständnis des eigenen Geistes zu vertiefen, ebenso wie sich ohne den Einsatz von externen Klängen zu entspannen. Echte Entspannung kann nur innen gefunden werden. Asanas erfordern ebenfalls die vollständig nach innen gerichtete Konzentration.
Warum dauert die Ausführen eines Asana so lange?
Asanas werden als ein Mittel ausgeführt, mit dem wir unser Verständnis von uns selbst vertiefen. Ein solches Verständnis muss bei der äusserlichsten Ebene starten – beim physischen Körper. Asanas werden meditativ durchgeführt, um unserer Konzentration zu erlauben, sich zu vertiefen. Gleichgewicht, Atem und Fokus des Geistes müssen ständig beobachtet werden.
Die Tendenz, sich nur auf die physischen Aspekte der Asanas zu fokussieren, wird nicht gefördert. Ohne eine Integration der Bewegung auf Prana-Ebene gibt es wenig Veränderung, aber ein solcher Ansatz kann unbeabsichtigt dem Körper schaden. Subtilere Schäden werden womöglich nicht sofort wahrgenommen, sie führen aber zu Leiden später im Leben. Beachten Sie für eine vollständige Erklärung unseres Ansatzes zu Asanas das Buch „Philosophy of Hatha Yoga“ [2] („Philosophie des Hatha-Yoga“).
Warum wird Meditation von Anfang an gelehrt? Sollte man nicht erstmal die vorherigen Schritte im Yoga meistern (z.B. Asanas, Atmung)?
Yoga ist ein integriertes System. Die verschiedenen Schritte sollten nicht sequenziell sondern parallel entwickelt werden. Mit der Entwicklung des Verständnisses des Schülers, kann für jeden Schritt eine neue, tiefere Bedeutung entdeckt werden. Zum Beispiel erhalten die sozialen und persönlichen Regeln und Massstäbe eine andere Bedeutung (siehe Yoga Sutras von Patanjali), als ein Ergebnis einer regelmässigen und systematischen Praxis. Ebenso werden Asanas und Atemübungen durch regelmässige Meditation und die Anwendung von Yoga Nidra subtil, aber sehr kraftvoll verbessert.
Das hilft einem Schüler, eine kräftige Verbindung zwischen seinem Geist, seinem Atem und seinem Körper aufzubauen. Man beginnt auch darauf zu achten, was man isst, wie man spricht, sich bewegt, schläft, mit anderen Menschen interagiert, welche Gefühle und Gedanken diese haben, in welcher Stimmung sie sich befinden, etc. Dies führt zu einem bewussteren und zielgerichteteren Leben.
[1] Swami Rama (1996). Choosing a Path. Honesdale, PA, Himalayan International Institute of Yoga Science and Philosophy of the U.S.A.
[2] Swami Veda Bharati (1998). Philosophy of Hatha Yoga. Honesdale, PA, Himalayan International Institute of Yoga Science and Philosophy of the U.S.A.
Artikel übernommen von www.himalayanyogameditation.org und ins Deutsche übersetzt.
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